11.04.2025

H2-Motor als Alternative zur Brennstoffzelle

H2-Motoren verbrennen Wasserstoff und funktionieren ähnlich wie herkömmliche Verbrennungs-Motoren. Die Allianz Wasserstoffmotor e.V. setzt sich für eine stärkere Förderung dieser Alternative ein, wofür es gute Gründe gibt. Eine Bestandsaufnahme.

Die Idee klingt verlockend: Statt in völlig neue Fahrzeuge mit Brennstoffzellen oder batterieelektrischem Antrieb zu investieren, könnten herkömmliche Diesel-LKW auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden. Verhältnismäßig einfach lässt sich auch die Serienfertigung neuer Nutzfahrzeuge mit so genannten Wasserstoff-Verbrennern einrichten. Speziell für den Schwerlastverkehr klingt das nach einer pragmatischen Lösung, mit der sich die Klimaziele leichter erreichen ließen.

Robuster als Brennstoffzellen

Doch wie realistisch ist dieses Szenario und welche Technik verbirgt sich dahinter? Ein Wasserstoff-Verbrennungsmotor beziehungsweise H2-Motor ist ein modifizierter Verbrennungsmotor, der Wasserstoff statt Diesel verbrennt. Technisch ist die Lösung eng verwandt mit klassischen Verbrennungs-Motoren, woraus sich eine Reihe von Vorteilen ergibt: Die Hersteller können auf bestehende Verbrennungstechnologie zurückgreifen.

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Dadurch ist diese CO2-neutrale Alternative schnell verfügbar und günstig in der Entwicklung. Zudem gelten Wasserstoff-Verbrennungsmotoren als sehr robust. Sie sind unempfindlicher gegenüber Verunreinigungen im Wasserstoff als Brennstoffzellen. Die erzielbare Reichweite liegt indessen auf dem Niveau von Diesel-Motoren. Hinzu kommt, dass Tank-Stopps problemlos in wenigen Minuten abgeschlossen werden können. Ein weiteres wichtiges Argument ist die geringere Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen wie zum Beispiel seltene Erden.

Doch der H2-Motor hat gegenüber Batterieelektrischen Antrieben (BEV – Battery Electric Vehicles) und Brennstoffzellenantrieben (FCEV – Fuel Cell Electric Vehicles) auch Nachteile. Dazu zählt der deutlich schlechtere Wirkungsgrad. Nur 30 bis 40 Prozent der Energie wird beim H2-Motor auch tatsächlich in Antriebsenergie umgewandelt. Das schlägt sich im Vergleich zur Brennstoffzelle bei gleicher Leistung in einem höheren Verbrauch nieder. Außerdem entsteht beim Verbrennen von Wasserstoff ähnlich wie bei Erdgasfahrzeugen Stickstoffmonoxid NOx. Diese nicht vollständig Emissionsfreiheit könnte in einigen Ländern bei künftigen Regulierungen zu steuerlichen Nachteilen führen.

300 Milliarden Euro für sauberen Verkehrssektor

Insgesamt betrachtet ist der H2-Motor jedoch eine ernstzunehmende Alternative, die bei künftigen Investitionsentscheidungen eine Rolle spielen sollte. Unterstützt wird der Wasserstoffantrieb per H2-Motor und FCEV durch die „REPowerEU-Strategie“. Der 300 Milliarden Euro schwere Plan der Europäischen Union verfolgt das Ziel, dass sich Europa so schnell wie möglich von fossilen Rohstofflieferungen befreit und den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor verringert. So sollen bis 2030 die CO2-Emissionen im Transportbereich europaweit um 45 Prozent sinken.

Speziell für den H2-Motor setzt sich auch die im Januar 2022 gegründete Allianz Wasserstoffmotor e.V. ein, die das Wissen von derzeit knapp 50 namhaften Mitgliedern aus Industrie und Forschung vereint. Im Rahmen einer Sonderschau der Allianz Wasserstoffmotor können sich Besucher der diesjährigen NUFAM (25. bis 28. September) in Karlsruhe an zwei Messetagen umfassend über das Thema informieren.

Die Allianz Wasserstoffmotor sieht in Wasserstoff einen unverzichtbaren Faktor für eine entscheidende CO2-Reduzierung in Europa. Die Experten des Vereins sind davon überzeugt, dass für den Fernverkehr ausreichend Wasserstoff zur Verfügung steht und das es hier keinen „Wettbewerb zu anderen Einsatzzwecken“ geben werde. Hintergrund sind Zahlen der EU und des Automobilverbandes ACEA, nach denen Wasserstoff für Nutzfahrzeug-Anwendungen keinen limitierenden Faktor darstellt.

"Fünf Prozent des bis 2030 verfügbaren grünen Wasserstoffs sind ausreichend, um 100.000 Nutzfahrzeuge zu betanken", stellt Andreas Kufferath von der Allianz Wasserstoffmotor klar. Zugleich mahnt er die Politik, die Randbedingungen der Regulierung schnell zu fixieren Schließlich sei Europa mit der Technologie nicht allein unterwegs. In Indien werde bereits 2026 das erste schwere Nutzfahrzeug mit Wasserstoffmotor auf die Straße kommen.