Nutzfahrzeugreifen: Es muss nicht immer neu sein
Runderneuert oder neu? Diese Frage stellt sich für jeden Fuhrparkmanager, wenn es um den optimalen Reifen-Mix der eigenen LKW-Flotte geht. Beide Varianten sind in der Praxis stark vertreten. Was zählt, ist der richtige Mix.
Nutzfahrzeugreifen sind im Fuhrpark von Transportunternehmen und Verladern ein großer Kostenfaktor. Sie machen zwar nur etwa fünf Prozent der Gesamtbetriebskosten eines LKW aus (Quelle: Michelin), beeinflussen jedoch den Kraftstoffverbrauch sowie die Wartungs- und Reparaturkosten. Dabei geht es um Faktoren wie Rollwiderstand und Reifenlaufleistung. Vor diesem Hintergrund entscheidet ein effektives Reifenmanagement ganz erheblich über die Gesamtbetriebskosten eines LKW-Fuhrparks.
Bedeutet das zugleich, dass runderneuerte Reifen bei der Fahrzeugausrüstung nicht in Betracht gezogen werden müssen? Nein. Runderneuerte Reifen haben in den meisten Fuhrparks ihren festen Platz und dafür gibt es einige Gründe:
- Kostenvorteil: Runderneuerte Reifen sind zwischen 30 und 50 Prozent günstiger als Neureifen, da die Karkasse – also das Grundgerüst des Reifens – wiederverwendet wird.
- Nachhaltigkeit: Runderneute Reifen sparen im Vergleich zu Neureifen in der Herstellung bis zu 70 Prozent der Rohstoffe Gummi und Stahl. Zudem erzeugen sie während der Produktion um bis zu 80 Prozent weniger CO₂-Emissionen.
- Staatliche Förderung: Nicht zuletzt deshalb fördert die EU die Runderneuerung von Reifen als umweltfreundliche Alternative.
- Qualität: Moderne Verfahren wie die Heiß- oder Kaltrunderneuerung sowie strenge Prüfungs-Kriterien sorgen für eine zuverlässige Leistungsfähigkeit runderneuerter Nutzfahrzeugreifen. Premium-Hersteller wie Michelin oder Continental bieten zudem runderneuerte Reifen mit Garantie.
- Sicherheitsreserven: Zertifizierte Hersteller nutzen moderne Verfahren, die entsprechende Normen erfüllen wie zum Beispiel die UN/ECE Regelung 109 (Runderneuerte Reifen für Nutzfahrzeuge und ihre Anhänger). Übrigens werden selbst Flugzeugreifen mehrfach runderneuert.
Bei allen Vorteilen von runderneuerten Reifen gibt es auch ein paar Nachteile, die in die Waagschale geworfen werden müssen. Die folgenden Argumente sprechen gegen runderneuerte LKW-Reifen:
- Nicht für alle Einsatzbereiche geeignet: Auf der Lenkachse sind Neureifen oft die bessere Wahl, da sie höchste Präzision und Stabilität bieten. Gleiches gilt für Hochgeschwindigkeits- und Langstreckenverkehre. Einige Spediteure setzen bei dieser Disziplin wegen des geringeren Rollwiderstands lieber auf Neureifen.
- Geringere Lebensdauer: Runderneuerte Reifen können unter Umständen eine geringere Laufleistung bieten als Premium-Neureifen, da sie bereits ein Abnutzungs-Intervall abgespult haben.
- Qualität kann schwanken: Hochwertige Runderneuerungen sind sicher und langlebig – doch weniger namhafte Anbieter oder alte Karkassen bergen Risiken.
Fazit: Runderneuerte Reifen eignen sich als wirtschaftliche und nachhaltige Alternative ohne Vorbehalte für Trailer- und Antriebsachsen. Hier unterliegen die Reifen einem geringeren Lenkeinschlag, was den Verschleiß reduziert und die Runderneuerung effizienter macht. Auf Lenkachsen und bei High-Performance-Anwendungen sind hingegen Neureifen die bessere Wahl. In der Praxis nutzen deshalb viele Unternehmen eine Mischung aus beiden Varianten und fahren damit zugleich wirtschaftlich und sicher.